Schnee bleibt Kern der Marke – aber mit Weitblick
Der Schnee ist für das Allgäu unverzichtbar – 36 % aller Übernachtungen fallen in die Wintermonate, was eine jährliche Wertschöpfung von über 1,8 Milliarden Euro sichert. Er wird als „unersetzbares Erlebnisgut“ erachtet, das angesichts des Klimawandels zunehmend wertvoller wird.
Ein auf Bundesebene vielbeachteter Zehn-Punkte-Plan legte bereits vor 2 Jahren die zukünftige Strategie für das Kernangebot Skisport fest: technische Beschneiung, konsequenter Klimaschutz durch Ökostrom und HVO-Kraftstoff, Anreize zur Mobilität – und vor allem: Beständigkeit im Winterangebot.
ABBI: Perspektiven mit Substanz
Um fundierte Entscheidungen für den Winter der Zukunft zu treffen, bedarf es klarer Daten, Strategien – und Mut. Exakt dafür steht die Allgäuer Bergbahn Initiative (ABBI). Sie vereint 17 kleine und mittlere Bergbahnen der Region, die gemeinschaftlich handeln – mit Nachhaltigkeitszielen, Wirtschaftlichkeit und ganzjähriger Attraktivität im Fokus.
Eine aktuelle Grundlagenstudie belegt: Die Bedeutung der Bergbahnen reicht weit über die Skipisten hinaus. Sie garantieren Wertschöpfung im ländlichen Raum und ermöglichen Arbeitsplätze in strukturschwachen Gebieten. „Der Winter ist nicht verschwunden, aber er verändert sich – und wir müssen mitgehen“, sagt Prof. Dr. Ralf Roth, einer der führenden Gebirgstourismus-Experten Europas. Die Studie, die unter seiner Leitung entstand, liefert einen realistischen Blick auf die klimatischen Entwicklungen, betriebswirtschaftlichen Herausforderungen und neuen Chancen: „Bergbahnen sind nicht Teil des Problems, sondern vor allem Teil der Lösung – wenn sie ökologisch, effizient und differenziert handeln.“ Stefan Egenter, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, bekräftigt: „Wir stehen heute nicht am Abgrund, sondern am Wendepunkt. Das Ziel ist nicht der Rückbau, sondern der Umbau.“
Hybrid statt Solo – Vielfalt über den Schnee hinaus
Die Region strebt eine „hybride Winterdestination“ an:
- In schneesicheren Hochlagen bleibt Skifahren das zentrale Element.
- In tieferen Lagen und in schneearmen Wochen ergänzen Angebote wie Winterwandern, Eisbaden oder Pop-Up-Saunen das Programm.
- Kultur-, Kulinarik- und Gesundheitsangebote – von Kochkursen bis hin zur Naturheilkunde – sollen ganzjährig Besucher anziehen und den Winter aufwerten.
- Indoor-Familienwelten, Kletterparks, Erlebniswanderwege und Bike-Verleihe runden die Möglichkeiten ab.
Kommunikation mit Haltung
„Ehrlich kommunizieren“ ist der zentrale Leitgedanke: Der Allgäuer Winter wird genau so präsentiert, wie er ist – mit Schnee, Wandel, Vielfalt und Authentizität. Die Allgäu GmbH arbeitet eng mit den Social Media-Verantwortlichen der Gemeinden zusammen, um Gäste aktuell zu informieren – beispielsweise mit dem Schneebericht, einer validen Datenbasis für alle Informationen.
Praxisbeispiele: Alpspitzbahn und Nebelhornbahn
Zwei Vorzeigeobjekte veranschaulichen, was heute schon realisierbar ist:
- Die Alpspitzbahn Nesselwang steuert flexibel zwischen Sommer- und Winterbetrieb. Im Jahr 2024 kam das neue Highlight – ein Kletterpark auf dem Speicherteich, der ganzjährig in beiden Jahreszeiten genutzt werden kann. Das Sommergeschäft überstieg erstmals das Wintergeschäft – ein Symbol für die Transformation.
- Die Nebelhornbahn gilt seit 1929 als Pionierin im Ganzjahrestourismus. Sie profitiert zudem vom Mobilitätskonzept: Bahnreisende erhalten Hotelrabatte, wodurch rund drei Viertel der An- und Abreise-CO₂-Emissionen vermindert werden.
Bilanz und Ausblick
Die Wintersaison 2024/2025 zeigt, dass der Wandel nicht zulasten des Erfolgs geht: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ankünfte um 2,9 % und die Übernachtungen um 1,4 % auf 6,15 Mio. Diese Entwicklung bekräftigt, dass der Wintertourismus weiterhin anzieht – ob mit Schnee, Wellness oder Erlebnis.
Diese Erfolgsbilanz lässt sich mit einer klaren Haltung zum Klimaschutz verbinden: Die Bergbahnen decken bereits 75 % ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen, Pistenfahrzeuge wechseln auf HVO-Kraftstoff, und die Schneeerzeuger steigern ihre Effizienz und Umweltbilanz.
Das Allgäu gestaltet seine Wintersaison neu – nachhaltig, glaubwürdig, hybrid und datenbasiert. Schnee bleibt dabei das emotionale Herz; Kultur und Erlebnisse bereichern den Winter. Die Tourismusregion sendet das Signal: Klimaschutz und Qualität sind kein Widerspruch. Vielmehr wird hier eine gelebte Transformation sichtbar: für Einheimische, Gäste und kommende Generationen. Durch den Fokus auf Nachhaltigkeit wird der Allgäu-Winter nicht nur ein Ziel – er wird zur Haltung.