So feiert das Allgäu: Traditionelle und kulinarische Feste im Jahresverlauf. Von Funkenfeuern, Käsefestivals und Klausentreiben.

10.01.2025
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Allgäu GmbH, Dominik Berchtold

Im Allgäu lebt das kulturelle Erbe: Was Generationen an Wissen und Fähigkeiten überliefert haben, findet sich in Festen und gelebtem Brauchtum wieder. Der Rhythmus der Jahreszeiten gibt dies vor: Angefangen von den Funkenfeuern und Fastengerichten über das älteste Kinderfest Bayerns, Bergmessen und Viehschiede zum Klausentreiben und den Rauhnächten: all dies sind nur einige der herausragenden und zugleich traditionellen und kulinarischen Feste im Allgäu. Hier eine Übersicht einiger Allgäuer Veranstaltungen im Jahr 2024:

Schalengge (01. März 2025 ab 12.00 Uhr)- oder Hornschlitten-Rennen (6.1. ab 12:00 Uhr): Zwischen Tradition, Sport und Gaudi.
Früher hatten Bergbauern auf Hornschlitten Heu und Holz zwischen Hütten und Tal transportiert. Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft wurden sie nicht mehr gebraucht, stattdessen immer wieder von jungen Männern für rasante Abfahrten eingesetzt. In Pfronten- Kappel beispielsweise findet seit 1977 jeden Faschingssamstag ein Gaudi-Rennen statt. Ähnlich wie beim Hörnerrennen in Bad Hindelang wird teils in Tracht Heu zu Tal gebracht.

Die alemannische Fastnacht: Narrensprünge, Hexen und Guggenmusik.
Traditionelle Holzmasken und ursprüngliche Tänze bestimmen die alemannische Fastnacht im Allgäu. Bei den Umzügen, die in der Region Narrensprünge heißen, spielt die Geschichte eine große Rolle. Die Verkleidungen, das sogenannte „Fasnetshäs“, sind angelehnt an die christlichen Ursprünge der alemannischen Fastnacht und spiegeln heimische Sagen wieder. In Anlehnung an die kirchliche Mahnung „Memento Mori“ („Gedenke den Toten“) heißen zum Beispiel die aufwändig handgeschnitzten Masken „Schemen“, was so viel bedeutet wie „Schatten eines Verstorbenen“. Bei den katholischen Schwaben wird die närrische Zeit vor der entbehrungsreichen Fastenzeit wie im Rheinland auch mit ausgelassenem Feiern und opulentem Essen und Trinken zelebriert.
Umzüge finden am Fastnachtswochenende statt, beispielsweise am Sonntag, 02.03. der Gaudiwurm in Marktoberdorf oder der Sternmarsch der Hausemer Guggamusik am 22.02.2025 in Bad Grönenbach.

Fasnatziestag: Einzigartig ist das Brauchtum zur Fastnachtszeit in Oberstaufen. Der „Fasnatziestag“, der auf den Fasnachtsdienstag fällt, erinnert an die Pestzeit im 17. Jahrhundert. Die wichtigste symbolische und auch die einzige verkleidete Figur ist der „Butz“. Unermüdlich tanzt er durch die Straßen, fegt die Pest aus den Stuben der Gasthäuser und von den Schuhen der Zuschauer – bis er um Punkt 18 Uhr zum Gebetläuten auf dem Kirchplatz „tot“ zusammenbricht und an das Ende der Pest im Jahre 1635 erinnert. Heuer findet der Fasnatziestag am 04.03.2025 statt.

Funkenfeuer: Mit Feuer den Winter austreiben.
Mit dem Funkenfeuer, einem Brauch aus dem alemannischen Raum, wird der Winter im Allgäu ausgetrieben. Nach Dreikönig beginnen die jungen Leute in den Dörfern mit dem Sammeln alter Weihnachtsbäume. Am ersten Fastensonntag des Jahres wird das trockene Holz auf einer großen Wiese vor dem Dorf zu einem hohen Haufen geschichtet. Oben auf den Stapel kommt die „Funkenhex’“; diese Strohpuppe symbolisert den Winter. Am Funkensonntag versammelt sich das Dorf am Funken und feierlich werden die Funken entzündet. Manche Orte feiern indes schon Samstag; heuer der 08. und 09. März.
Funkenfeuer
Tipp: Wenn im Allgäu die „Funken“ brennen, darf ein besonderes Gebäck dabei nicht fehlen – die Funkenküchle. Sie gehören zum Traditionsgebäck der schwäbisch-alemannischen Küche. Die Gebäckart ist dabei nicht nur im Allgäu geläufig: Je nach Region unterscheidet sich die Zubereitung und auch der Name variiert. Weitere Informationen finden sich hier:Kulinarisches Brauchtum

Heilig-Blutfest und andere Reiterprozessionen am 11. Juli 2025, Oktober und Dezember 2025
Stets am zweiten Freitag im Juli kommen über 1.000 Reiter und Reiterinnen nach Bad Wurzach zur zweitgrößten Reiterprozession Mitteleuropas zusammen. Sie feiern mit 4.000 Wallfahrenden das Heilig-Blutfest. Im Mittelpunkt steht die Verehrung einer Heilig-Blut-Reliquie aus dem Privatbesitz von Papst Innocenz XII., der sie 1693 einem deutschen Rompilger schenkte. Nicht nur Reiter, auch historische Kutschen sind zu sehen. Ein schöner Anblick im größten intakten Hochmoor Europas. Dass Pferde eine wichtige Rolle spielten, zeigen die weiteren Reiter-Prozessionen, wie der St. Coloman-Ritt, stets am zweiten Oktobersonntag, am 12.10.2024 in Schwangau oder der Leonhardi-Ritt am 09.11.2025 in Illerbeuren. Sie alle sind Zeichen eines gefeierten Glaubens.

Kaufbeurer Tänzelfest vom 17. bis 28.07.2025
Das älteste historische Kinderfest Bayerns ist das „Tänzelfest“ in Kaufbeuren. Kaiser Maximilian I. gibt sich selbst die Ehre, wenn die kleinen Kaufbeurer in historischen Gewändern die Geschichte ihrer Stadt von der Karolinger- bis zur Biedermeierzeit nachspielen. Im Mittelpunkt stehen jeweils die zwei Festumzüge durch die Stadt, bei denen der Besuch Kaiser Maximilians I. aus dem Jahr 1497 nachgespielt wird. Das Fest ist Teil des bundesweiten immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Tänzelfest

Fischertag Memmingen am 26. und 27. Juli 2025
Die Memminger Ach, die noch heute die Stadt als offenes Fließgewässer durchquert, diente jahrhundertelang dem Antrieb von Mühlrädern. Und natürlich auch als Abwasserkanal. Einmal im Jahr wurde das Wasser abgelassen, nicht nur um Schäden an Brücken und Mühlanlagen zu reparieren, sondern auch um die Ach von Schwemmgut zu reinigen. Weil die Memminger Bevölkerung als Gemeinschaft das Fischrecht am Bach besaß, erledigte man das Bachausfischen auch zusammen. Heute ist der Memminger Fischertag ein großes Heimatfest. Mehrere Tausend Besucher stehen entlang des Stadtbaches und schauen beim Ausfischen zu. In der Nacht zum Fischertag öffnen sich historische Hinterhöfe und sind Bühne für Musik und Bewirtung.
Fischertagsverein

Maria Himmelfahrt - ein Feiertag im katholischen Allgäu
Dort, wo die Mehrheit katholisch ist, wird in Bayern am 15. August Mariä Himmelfahrt gefeiert. Hierzu werden am Vortag bunte Kräutersträuße gebunden, im Allgäu heißen sie Kräuterboschen, die aus mindestens sieben Heilkräutern bestehen. Es können aber auch bis zu 99 sein. Sie sollen Hof und Haus vor Unglück schützen. Die Boschen werden im Gottesdienst geweiht, der oftmals auf einem Berggipfel stattfindet. Eindrucksvoll wird dieser Feiertag, wenn beim Gottesdienst Alphörner erklingen und die Musikkapelle spielt. Überhaupt Berggottesdienste: Nirgendwo anders ist man dem Himmel näher. Die jährliche Übersicht wird im Frühjahr veröffentlicht.

Allgäu, die Käseküche Deutschlands: Käsefestival in Lindenberg
Eine wissenschaftliche Untersuchung bestätigt, warum der Käse so unnachahmlich gut schmeckt: Die Geologie der Allgäuer Alpen lässt viele ätherische Kräuter wachsen und deren Aromen finden sich auch in der Milch der Kühe wieder, die diese Gebirgskräuter auf den Weiden genießen dürfen. Käse aus dem Allgäu ist eine wahre Delikatesse mit EU-anerkannten und geschützten Ursprungsbezeichnung. Kein Wunder also, dass sich viele Feste rund ums Thema Käse drehen und wo man verschiedenste Sorten Käse probieren kann. 2025 findet das internationale Käse- und Gourmetfestival in Lindenberg wie immer am letzten Augustwochenende, am 30. August statt.
Einige Ort haben sich ganzjährig dem Genuss verschrieben – eine Übersicht Allgäuer Genussorte findet sich unter Allgäuer Genussorte

Viehscheid von 11. September bis 03. Oktober 2025
In rund 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30.000 Rinder sowie einige Ziegen und Schafe von den saftigen Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück und werden von mindestens doppelt so vielen Besuchern erwartet. Im Tal angekommen, werden die Tiere von ihren Bauern in Empfang genommen und in den heimischen Stall verbracht. Im Dorf wird der gute Verlauf des Alpsommers zünftig gefeiert. Viehscheid im Allgäu

Klausentreiben am 05. und 06. Dezember 2025
Vor über 2000 Jahren fand ein Brauch seinen Ursprung, der sich bis heute im Allgäu hält: Das Klausentreiben. Früher war vor allem in den langen, dunklen Winternächten die Furcht der Menschen vor bösen Geistern groß. Mutige junge Burschen kleideten sich dann in Fell- und Ledergewänder, setzten sich Tierköpfe oder Kappen mit Hirschgeweihen oder Ochsenhörnern auf und zogen johlend mit Schellen- und Kettengerassel los, um die Nachtgeister zu vertreiben. Bis heute hat sich diese Tradition gehalten, auch wenn nun nicht mehr die Geister sondern vorwitzige Zuschauer gejagt werden. In Burgberg, Sonthofen und Umgebung treiben in der Nacht zur Hl. Barbara (4.12.) die Bärbele ihr Unwesen: Junge Frauen, die in ähnlichen Gewändern wie in der alemannischen Fasnacht als Hexen durch die Straßen ziehen.
Klausentreiben im Allgäu

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Allgäu GmbH, Susanne Mölle

Simone Zehnpfennig

Pressesprecherin, Unternehmenskommunikation, Geschäftsfeld Städte und Kultur

Stephanie Hofer - Allgäu GmbH
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Allgäu GmbH, Verena Rechner

Stephanie Hofer

Digitales Marketing - Social Media, Presse