d‘Kammer - Familienerbe mit neuen Ideen bewahren
Neue Wege mit dem Unterallgäuer Familienhof in 7. Generation gehen und gleichzeitig mit viel Herz und Liebe zum Detail Altes wertschätzen und bewahren
Neue Wege mit dem Unterallgäuer Familienhof in 7. Generation gehen und gleichzeitig mit viel Herz und Liebe zum Detail Altes wertschätzen und bewahren
Sanierung und Umnutzung der ursprünglichen Bausubstanz
Betriebsvermögen, Umnutzung, touristischer Wohnraum, Austragshaus
Eine junge Frau erhält gemeinsam mit ihrem Mann den Unterallgäuer Althof der Großeltern, in dem sie ihn in ein Bed & Breakfast umbauen. Nebenan steht das Austragsshäuschen, in dem die junge Familie selbst wohnt. Mit viel Herz, Liebe zum Detail und einem achtsamen Umgang mit dem Althof und seinen Geschichten zeigt d’Kammer wie beides gemeinsam funktionieren kann: Eigenwohnraum und touristischer Wohnraum. Darüber hinaus gibt es noch viele Ideen für den Wirtschaftsteil.
Richtiger Leerstand war der alte, nicht-denkmalgeschützte Hof in Illerbeuren nie. Von der Großmutter wurde der Hof auf den Vater übertragen, nun ist das alte Wohnhaus im Eigentum von Julia Staudinger. Der Hof befindet sich somit in der siebten Generation in der Hand von Julias Familie. Und damit auch die Verantwortung, die Julia sehr wichtig ist. Ihr erklärtes Ziel ist es, das Familienerbe zu bewahren aber auch gleichzeitig dem Hof neue Perspektiven zu eröffnen. So entstand die Idee, im alten Wohnhaus ein Bed & Breakfast mit Ferienwohnungen umzusetzen.
Aktuell werden Teile des Hofes landwirtschaftlich weiter betrieben, z.B. nimmt Julias Vater jährlich sogenanntes Pensionsvieh auf und lässt es auf der sommerlichen Weide grasen. So findet auf dem Hof jährlich ein eigener, kleiner Viehscheid statt.
Auch ein Forst ist im Eigentum, aus dem das Brennholz für die Holzöfen stammt. In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband wird die Wiese hinter dem Haus als Streuobstwiese genutzt, insgesamt 38 Bäume mit alten Sorten sind nun Teil des Hofes.
Rund 16.000 qm zählt das Grundstück mit allem Drum und Dran. Dazu gehören z.B. das alte Wohnhaus und der alte Stall mit Heuboden. Da der Hof bzw. einzelne Bestandteile noch landwirtschaftlich aktiv sind, liegt generell ein sogenanntes Betriebsvermögen vor. Diese Vermögensfrage ist sehr zentral, da hier steuerliche Belange entstehen können. Denn auch wenn eine „ruhende Landwirtschaft“ vorliegt, besteht weiterhin ein Betriebs- und kein Privatvermögen. Im Falle der Staudingers soll dieses aufgelöst werden und in Privatvermögen überführt werden. Das Wohnhaus selbst wurde aus dem Betriebsvermögen bereits zuvor herausgelöst.
Das Thema „Rechte“ ist – wie bei allen Althöfen – ein sehr wichtiges. Geh- und Fahrtrechte lassen sich im Grundbuch finden und sollten auch für die spätere Zukunft mitbedacht und eventuell geändert werden. So haben Julia und Michael Staudinger auch bereits für Ihre Kinder mitgedacht und vorgesorgt.
Für die neue Nutzung als B&B musste ein Umnutzungsantrag für den Althof gestellt werden. Das stellte kein großes Problem dar, da auch bereits zuvor die Räume als Wohnraum genutzt wurden und die Raumstruktur nicht verändert wurde. Auch für den Wirtschaftsteil gibt es viele Ideen –zum Beispiel könnten hier neue Formen des Lebens und Arbeitens einziehen. Auch hier ist jedoch eine Nutzungsänderung mit entsprechendem Antrag notwendig.
Die Familie baute für sich selbst ein kleines rotes Häusschen neben den Althof. Hier stand vorher die Werkstatt des Großvaters. Dies schuf die Möglichkeit, genau dort das neue Wohngebäude – wie ein Austragsshäusschen - zu errichten. Denn ein Bebauungsplan liegt aufgrund des alten Dorfkerns nicht vor, sodass sich das neue Häusschen am Althof selbst orientiert – z.B. an der Firsthöhe. Zeitgleich versuchte die junge Familie mithilfe eines Architekten die beste Balance zwischen Alt und Neu zu finden. Die Rote Farbe ist demnach nicht einer Laune heraus entsprungen, sondern stellt eine typische Unterallgäuer Holzfachwerkfarbe dar. Das zeigte auch ein Besuch im benachbarten Bauernhofmuseum.
D’Kammer liegt direkt am ursprünglichen, historischen Ortsrand von Illerbeuren. Trotz der zentralen Lage, grenzt der Hof jedoch auch an den Außenbereich. Der Althof ist komplett an die öffentliche Infrastruktur wie Wasser und Abwasser angeschlossen.
D’Kammer ist nicht denkmaleschützt. Für Energiegewinnung nutzen die Staudingers eine Wärmepumpe, Photovoltaik auf dem Dach und haben eine Regenwasserzisterne.
So treffen Neu und Alt in d’Kammer immer wieder zusammen. Das Gleichgewicht aus behutsamen Umgang mit dem Familienhof und einer modernen, zeitgemäßen Nutzung – das ist das, was diesen besonderen Althof ausmacht.
- Welche Nutzungen sind unser Ziel? Welche Flurstücke sollen wie genutzt werden?
- Steuerfragen sollten unbedingt vorher geklärt werden – mit fachmännischer Unterstützung, z.B. Welches Vermögen liegt vor?
- Auflösung des Betriebsvermögen: Genügend Zeit einplanen!
- Alle Rechte und Belastungen, Auflagen und Widmungen müssen geklärt sein, auch im Grundbuch/Grundbücher! Auch für die spätere Zukunft!
- Was ist finanziell möglich? Was nicht?
- Mutig sein und die ursprüngliche Struktur des Althofs wieder zum Vorschein zu bringen, nutzen was da ist und Altes wertschätzen
- Alte Struktur birgt aber auch Grenzen des Möglichen