Auf dem richtigen Weg
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Allgäu GmbH, isenhoff

Die Raumgeber: Die nächste Krise muss nicht Deine werden

Interview mit Dirk Frowein und Elisabeth Schmid (Die Raumgeber) im Rahmen der Seminarreihe zu den Themen „Krisenkommunikation“ und „Führen in Krisensituationen“

    Eine „Krise“ kennen wir ja alle – aber was genau ist eigentlich eine Krise und was ist ein Umbruch?

    Eine Krise hat temporären Charakter, sie geht vorüber, ist mehr oder weniger schnell überwindbar und bietet die Möglichkeit nach einer gewissen Zeit auch wieder aus dem „Tal der Tränen“ herauszukommen. Sie hat also irgendwann auch ein Ende, wenngleich sie Gefahren, Zuspitzungen, Spannungen birgt und auch Entscheidungen braucht für eine entscheidende Wendung. 

    Das Wort „Krise“ bedeutet im Chinesischen gleichzeitig auch „Chance“ … nämlich die Chance etwas zu verändern.

    Der Umbruch hingegen ist eine grundlegende Veränderung, die unumkehrbar ist, denn das Fundament, auf dem der Umbruch stattfindet, wird verändert. 

    Alles was bisher gewohnt und vertraut war verändert sich und etwas völlig Anderes und Neues entsteht. Ein Beispiel hierfür wäre Netflix, Amazon, Apple TV…. oder aus der Historie betrachtet die Entwicklung von der Kutsche zum Auto.  

    Es fühlt sich Moment an, als ob die Welt von einer Krise in die andere stolpert, wir sagen jedoch – wir sind mitten in einem Umbruch!

    Wie kann mich eine Krise persönlich weiterbringen?

    Krisen haben immer die Eigenschaft „Kipp-Punkte“ zu sein, die einen Menschen stärken können: man kann z. B. lernen mehr Verantwortung zu übernehmen, Neues zu lernen, besser mit anderen zusammen zu wachsen, die eigenen Potenziale / Kompetenzen und die eigene Kreativität besser zu erkennen und damit mehr Vertrauen in die Zukunft aufzubauen.


    In einer Krise wird alles auf den Prüfstand gestellt und häufig stellen wir uns die folgenden Fragen:

    • Was zählt wirklich für mich? 
    • Was ist wirklich wichtig für mich? 
    • Bin ich hier (in diesem Unternehmen…, in dieser Stadt… in diesem Kreis von Menschen … noch richtig?
    • Sehe ich hier meine Zukunft?
    • Soll ich die Branche wechseln?
    • Etc.

    Eine der wichtigsten Fragen überhaupt ist: 

    „Was soll und darf ich jetzt in dieser Situation lernen?“

    Und diese Fragen sollte man sich gut überlegen und für sich beantworten, damit aus der Krise eine Chance wird.

    Inwiefern verhalten sich Krisen-Resiliente Unternehmen anders als die anderen?

    Krisen-resiliente Organisationen verhalten sich in 6 Dimensionen komplett anders als die anderen.

    1. Innere Haltung: 
      Sie fokussieren auf Beeinflussbares und stärken die eigene Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit.
       
    2. Liquidität und Operatives Überleben: 
      Sie fahren die Organisation auf Minimal-Betrieb, flexibilisieren und minimieren Kosten, Kosten, optimieren Strukturen, fahren Überkapazitäten und überflüssige Bürokratie runter und setzen überfällige Projekte um, für die bisher die Veränderungsbereitschaft gefehlt hat.
       
    3. Vision und Strategie:
      Sie entwickeln eine klare Vision und schaffen Klarheit über die eigene Identität: „Was können wir… worin sind wir gut…wofür gibt es uns…?“
      Das Augenmerk liegt auf Chancen, denn sie versuchen Flexibilität zu bewahren und gleichzeitig einen Weitblick zu schaffen, um sich für die Zeit nach der Krise auszurichten und vorzusorgen. 
       
    4. Unternehmenskultur
      Sie achten auf guten Informationsfluss und effiziente Meeting- und Kommunikationsstrukturen, halten engen Austausch mit allen relevanten Personen, fördern neue Ideen und schaffen eine Aufbruchsstimmung
       
    5. Menschliche Führung
      In Krisen sind die einzelnen Führungskräfte besonders gefordert, denn sie können bei der Krisenbewältigung helfen, indem sie 
    • präsent und sichtbar sind, 
    • auf die eigenen Stärken vertrauen und an ihre Potenziale glauben, 
    • Sinn, Fokus und Zuversicht vermitteln, 
    • Key Player binden und vielleicht neue Talente für sich gewinnen 
    • und sich ausreichend Raum für Selbstreflexion nehmen

     

    7. Kommunikation und Emotion

    Für krisenresilienten Organisationen ist das Thema Kommunikation, Zuhören und Emotionen ernst nehmen ein wichtiges Thema.  Es geht darum Zeit mit Mitarbeitern zu verbringen – natürlich präsent, jedoch auch z.B. per Video-Call, Telefon, etc. - , Hilfe und ein offenes Ohr anzubieten und als Gesprächspartner da zu sein!


    Wichtig ist auch Wut und Aggressionen nicht persönlich zu nehmen…denn das bleibt in Krisenzeiten selten aus.

    Nachhaltiges Krisenmanagement – worauf kommt es an? 

    Unternehmen, die nachhaltiges Krisenmanagement betreiben, haben einen Betriebliches Kontinuitätsmanagement aufgebaut – einen sogenannten BCM Kreislauf.

    Sie haben ein Worst Case Szenario im Führungskreis entwickelt, das in regelmäßigen Abständen diskutiert wird und auf den Prüfstand kommt, um angepasst zu werden.

    In der aktuellen Zeit des Umbruchs geht es vor allem darum den Purpose, also den Unternehmenszweck, glasklar zu definieren und ernst zu nehmen, Agilität zu leben und offen für Digitalisierung und Digitale Transformation zu sein.

    Wichtiger denn je ist es eine starke Beziehung zum Kunden zu pflegen, gleichzeitig  mitarbeiterorientiert und innovationsstark zu sein. 

    Dirk Frowein und Elisabeth Schmid
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    Dirk Frowein und Elisabeth Schmid

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      DIE RAUMGEBER sind mehr als Unternehmensberater. Als Trusted Advisor und Impulsgeber werden Unternehmen und Menschen erfolgreich in die kreative und agile Arbeitswelt der Zukunft begleitet. Die zentralen Themen sind Führung, Vertrieb, Change und Leistungs

    • Hintergrund

      Das Interview entstand im Rahmen der Seminarreihe „Agieren in der Krise“ des Geschäftsfelds Resilienz der Allgäu GmbH. Ziel ist es, die regionale Resilienz mithilfe von konkreten Methoden für Unternehmen und Kommunen im Allgäu zu steigern.