Das Resilienzmodell erklärt
Die Region ist ein selbstorganisiertes System, mit der Verantwortung, potentiellen Herausforderungen entgegenzuwirken. Den Schlüssel bietet die Resilienz.
Die Region ist ein selbstorganisiertes System, mit der Verantwortung, potentiellen Herausforderungen entgegenzuwirken. Den Schlüssel bietet die Resilienz.
Das Thema Resilienz beschäftigt die Wissenschaft bereits seit einigen Jahren. In der Psychologie fand sie ihren Ursprung, wobei es zuerst um die Krisenwiderstandsfähigkeit einzelner Personen ging. Nun beschäftigt sich der Begriff auch mit Personengruppe, Unternehmen oder sogar ganzen geographischen Einheiten und Regionen. Resilienz – übersetzt häufig als Widerstandsfähigkeit – beschreibt die Fähigkeit von Personen oder Gebietskörperschaften schwierige Lebenssituationen, wie Krisen oder Katastrophen, ohne langwierige Beeinträchtigungen zu überstehen. Dies umfasst allerdings nicht nur das notwendige Verhalten in (un)vorhersehbaren Krisensituationen, sondern auch damit verbundene präventive Maßnahmen. Resiliente Regionen sind dadurch in der Lage sich entsprechend auf unterschiedlichste Krisen vorzubereiten und diesen mit einer enormen Anpassungsfähigkeit zu trotzen. Wird von nicht-resilienten Gesellschaften gesprochen, findet der Begriff Vulnerabilität häufig Anklang.
Die Region ist dabei ein selbstorganisiertes System, mit der Verantwortung, potentiellen Herausforderungen entgegenzuwirken. Durch unterschiedliche Resilienzfaktoren kann die gesamte Region gestärkt, angepasst und verändert werden, ohne allerdings dabei ihre wesentlichen Strukturen, Funktionen und ihre Identität zu verlieren.
Das theoretische Konzept der Resilienz wurde von Dr. Alistair Adam Hernández in die Praxis umgesetzt. Daraus entstand das Resilienzmodell, auf welcher Grundlage das Allgäu auf seinem Weg zu einer resilienten Region von der Allgäu GmbH unterstützt wird.
In einem Gespräch zwischen Dr. Alistair Adam Hernández, selbstständiger Berater, Aktionsforscher und Regionalentwickler und Teresa Oberhauser, Projektleiterin der Resilienz bei der Allgäu GmbH, wird erklärt, wie das Resilienzmodell aufgebaut ist und wie es in der Praxis – so auch in der Region Allgäu – angewendet wird.
Das Modell besteht aus drei Perspektiven, die sich nochmals in neun Dimensionen unterteilen. Diese können auf die Handlungsspielräume der Region übertragen werden.
Die Region ist als Sozialraum zu verstehen, welcher sich durch Interaktionen von Menschen und Organisationen auszeichnet. Entscheidend ist es, ein gemeinschaftliches Miteinander und eine offene Mentalität zu schaffen. Durch die Vielfalt der Personen und Ressourcen kann eine positive Veränderung gestaltet werden. Um die Resilienz in einer Region ausbauen zu können, sind kollektive Einstellungen und Überzeugungen wie Optimismus oder Zielorientierung maßgeblich.
Zudem müssen die verschiedensten AkteurInnen, Strukturen und Prozesse einer Region mitgedacht und miteinbezogen werden. Dies bewirkt nach dem Resilienzmodell, dass selbstbestimmte und wirkungsvolle Handlungen in unterschiedlichsten Bereichen gewährleistet sind. Um den AkteurInnen ein koordiniertes, eigenständiges und demokratisches Handeln zu ermöglichen, ist es entscheidend, Raum zum Ausprobieren und Erlernen zu geben. Dies ist meist ein langwieriger und konfliktträchtiger Prozess, führt auf lange Zeit betrachtet allerdings zu einer höheren Resilienz. Dafür sind eine transparente Kommunikation, authentische Bürgerbeteiligung sowie die Fähigkeit zur Konfliktlösung notwendig. Entscheidungen sind nicht im Rahmen von Hierarchien zu treffen, sondern mit Aushandlungen, Dialogen und Kompromissen.
Diese letzte Perspektive spricht die kreative, reflexive und oftmals unternehmerische Erstellung und Umsetzung von zukunftsweisenden Ideen und Projekten an. Dabei führt der immer wiederkehrende Prozess des Verstehens, Experimentierens und des Hinterfragens langfristig zu einer höheren Resilienz. Entscheidend ist es, sich mit Herausforderungen auseinanderzusetzen, aus Misserfolgen zu lernen und neue Geschäftsmodelle mit sozialökologischem Bewusstsein einzuführen.
Eine Region als vollends resilient zu bezeichnen, sollte allerdings vermieden werden, da die Resilienz auf einer Momentaufnahme basiert. Nicht alle Herausforderungen sind vorhersehbar, weshalb die Region einer ständigen Probe ausgesetzt ist und eine Art ‚work in progress‘ darstellt. Treffender sind Vergleiche der Ausprägung von Resilienzfaktoren, wie sie anhand des Resilienzmodells genannt wurden.
Im Rahmen des durch das Bayerische Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geförderten Projekts „Resiliente Unternehmen und Kommunen im Allgäu“, stellt die Allgäu GmbH Unternehmen, Gemeinden und anderen Institutionen aus der Region bewusst Angebote zur Information, Sensibilisierung, Methodenvermittlung, Vernetzung und Weiterbildung rund um das Thema Resilienz zur Verfügung.
Dabei werden, auf Grundlage des Resilienzmodells, eine große Bandbreite an vielfältigen Themen berücksichtigt: Angefangen von Krisenkommunikation, Führung in Krisen und Design Thinking über Circular Economy und Fuck-Up Kultur. Damit wird die Vielseitigkeit der Handlungsfaktoren und Zusammenhänge erkennbar. Letztendlich ist es entscheidend, sich als lernende und lebenswerte Region auf den Prozess einzulassen.