Biohotel Eggensberger
Auszeichnet für Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio. Das nachhaltige Denken und Handeln der Eggensberger ist kein Konzept, sondern eine Lebenseinstellung.
Auszeichnet für Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio. Das nachhaltige Denken und Handeln der Eggensberger ist kein Konzept, sondern eine Lebenseinstellung.
Konsequent auftanken.
Biohotel Eggensberger„Manche meinen vielleicht, dass ich eine Meise habe, aber wenn unsere Gesellschaft jetzt auf Pump lebt, dann holt uns das irgendwann ein" meint Andreas Eggensberger, der zusammen mit seiner Frau Heike und Tochter Johanna das Biohotel Eggensberger in Hopfen am See führt. Ob es um die Herkunft und die Qualität von Lebensmitteln, das Heizen, den gesunden Schlaf, den Transport von Gästen oder faire Löhne geht - das nachhaltige Denken und Handeln ist hier kein kurzlebiges Trend- Konzept, sondern basiert auf der persönlichen Lebenseinstellung. Als sie das vormals Kneipp-Kurhaus mit Physiotherapie 1998 von Andreas Eggensbergers Eltern übernahmen, war für beide klar: „Das machen wir nur, wenn wir diese Einstellung auch im Betrieb voll und ganz umsetzen können". Der erste Meilenstein war 1989 der Beitritt der Eltern zum Anbauverband Bioland, 2002 schlossen sich die Eggensbergers der Kooperation BIO HOTELS an - als eines der ersten vier deutschen Häuser. Dabei geht es aber nicht nur um Lebensmittel, die biozertifiziert sind. „Viele werfen bio, regional und nachhaltig in einen Topf, aber das ist nicht dasselbe", erklärt Andreas Eggensberger. Bio allein reicht nicht. Wir achten beim Einkauf von Lebensmitteln auch auf die CO2-Bilanz. Deshalb fragen wir bei den Lieferanten nach, wo die Produkte angepflanzt oder produziert werden und berechnen dann ihren Wert". Aufwendig, aber für die Eggensbergers unbedingt notwendig. Die Gerichte und das Buffet werden deshalb vorwiegend mit Lebensmitteln zubereitet, die hier in der Region Saison haben - und eben nicht in Spanien oder Chile. Im Winter greift der Küchenchef deshalb z.B. lieber auf Wurzel- und Kohlgemüse zurück, das in dieser Jahreszeit wunderbar schmeckt und kreativ auf dem Teller zur Geltung kommen kann. Er schätzt und das Kochen mit frischen und regionalen Lebensmitteln höchster Qualität, von denen ein großer Teil aus der direkten Umgebung kommt, wie u.a. Milch, Joghurt und Rindfleisch vom Bioland-Bauernhof von Andreas Eggensbergers Bruder Josef.
In die Arbeit kommt der Küchenchef - wie auch einige weitere Mitarbeiter übrigens mit einem Firmenwagen - einem E-Auto. Aufgetankt wird es über ein eigenes Leitungsnetz mit Sonnenstrom aus der hauseigenen Anlage, die die Energie der über 1000 qm großen Solarfläche vom Hoteldach in der Batterie-Anlage im Keller speichert. Mehr als zwei Drittel des im Haus benötigten Stroms wird selbst produziert. Aus den anfallenden organischen Abschnitten und Speiseresten werden Biogas und Wärme für das Hotel erzeugt: Diese werden mit Biogas-betriebenen Lastwagen abgeholt und in Altenstadt verarbeitet. Das Biogas kommt dann über das Erdgasnetz in das eigene Blockheizkraftwerk. Abwärme aus den Kühlanlagen und dem Hallenbad wird rückgewonnen und dem Haus-Heizsystem wieder zugeführt. Ziel war und ist es, fossile Brennstoffe vollständig zu ersetzen.
Ein Rad greift hier ins andere. Die Eggensbergers versuchen an so vielen Stellschrauben wie möglich zu drehen, um ihr Hotel in einem ressourcenschonenden, unabhängigen und geschlossenen Kreislauf zu betreiben und ihren CO2-Fußabdruck und den ihrer Gäste so gering wie möglich zu halten. Seit 2008 ist das Hotel klimaneutral – seit 2019 sogar klimapositiv. „Null Emission geht aber nicht, das gleichen wir u.a. über ein Photovoltaik-Projekt in Indien aus, bei dem Schulen und Privathaushalte mit Strom versorgt werden. Momentan sind wir bei 4,68 kg CO²-Verbrauch pro Gast und Tag, vor 2008 waren wir bei 38 kg". Ein starkes Ergebnis. Bei Neubauten versuchen die beiden statt Beton viel Lehm und Holz zu verwenden. Auch dadurch wird viel CO² eingespart. Reisen Gäste mit der Bahn an, bekommen sie den Transfer mit dem Taxi vom und zum Bahnhof nach Füssen geschenkt. Im Wellnessbereich werden sie mit Bio-Naturkosmetik des Allgäuer Partner-Unternehmens Primavera verwöhnt. Das Wasser zum Schwimmen im Außenpool vom Garten-SPA wird durch Mikroorganismen und Pflanzen gereinigt. Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein komplexes System innerhalb des Hotels und zieht weite Kreise. Woher kommt dieser unablässige Antrieb? „Der Samen dafür ist sicher in unserer Kindheit gelegt worden. Meine Frau und ich kommen beide aus einer bäuerlich strukturierten Landwirtschaft. Mein Vater hat immer nachhaltig gewirtschaftet", erzählt Andreas Eggensberger. „Wie man die Schöpfung bewahren kann, solidarisch und gerecht handelt, das war meiner Frau und mir schon in unserer Jugend wichtig. Damals habe ich gedacht, ich kann die Welt umkrempeln. Vor allem aber haben wir unseren vier Kindern versprochen, dafür zu sorgen, unsere Umwelt – die Heimat Erde zu schützen".
Die Lebenseinstellung der Eggensbergers - wer sie anfangs in der Hotelbranche belächelt hat, wird es heute nicht mehr tun. Die Auslastung des Hauses liegt bei knapp 70 Prozent. Im Mystery Check landete das Hotel bei den Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio ganz vorne. Nicht nur die Gäste lassen sich von Andreas Eggensberger beraten, er ist auch ein Impulsgeber für Hoteliers, die ihren Betrieb auf Bio und im Sinne von mehr Nachhaltigkeit umstellen wollen. Zeit, die er gerne investiert - vorausgesetzt, jemand geht es nicht allein um Profit, sondern um eine innerlich motivierte Wende.