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Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

Raum beleben: Industriebrachen im Allgäu mit neuen Ideen befüllt

Sie sind Zeugen aus vergangenen Zeiten und häufig wichtige Identitätsstifter: Ortsbildprägende, leerstehende Großimmobilien und Industriebrachen. Einige Beispiele im Allgäu zeigen, wie sie neuen gewerblichen Nutzungen einen besonderen Raum geben.

    Die Idee:

    Sie versprühen industriellen Charme, sind exklusive Standorte und bieten attraktive Nutzungsmöglichkeiten. Ob ehemalige Fabriken oder ganze Industrieareale - sie stellen einmalige Räumlichkeiten mit besonderem Flair dar, die heute vor allem von jungen Generationen als Schaffens- und Arbeitsräume nachgefragt werden. Sie sind auch edle Erben Allgäuer Wirtschaftsgeschichte: Von der Allgäuer Textilindustrie bis hin zur Rohstoffverarbeitung aus Land- und Forstwirtschaft erinnern sie an große wirtschaftliche Ären einzelner Wirtschaftssektoren in der Region.  

     

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    Allgäu GmbH, Passion&Mountains

    Kulturfabrik Lindenberg

    Die Kulturfabrik Lindenberg zeugt nicht nur von der lebendigen Vergangenheit der Stadt, sondern haucht dieser auch heute neues Leben ein. Lindenberg im Westallgäu wurde in seiner einzigartigen Wirtschaftsgeschichte vor allem durch eines bekannt: die Hutproduktion. Die Stadt kam über den Pferdehandel mit Italien zum Hut – dort sahen die Allgäuer, wie schön die italienischen Hüte geflochten wurden und brachten diese Kunst nach Hause mit. Von Heimarbeit über Familienbetrieb bis hin zur Fabrik wuchs das Geschäft und Lindenberg wurde zum Zentrum der deutschen Strohhutindustrie

    Im Jahr 1912 erreichte die Lindenberger Hutproduktion mit 5,8 Millionen Herrenstrohhüten ihren Höhepunkt. Zeugnis dieser Geschichte ist die ehemalige Hutfabrik Ottmar Reich. Über 150 Jahre lang stand die Firma Reich an der Lindenberger Hauptstraße und produzierte bereits 1907 eine Million Strohhüte.

    Das funktional anmutende Gebäude mit vier Geschossen wurde 1923 erbaut. Satteldach, Bachsteinschornstein und Kesselhaus prägen bis heute das markante Gebäude. 1997 erwarb die Stadt das Industriekulturmerkmal mit dem weitläufigen Betriebsgelände, das sich über rund 8.000 Quadratmeter Fläche erstreckt. Mit Mitteln unter anderem aus der Städtebauförderung, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern sowie dem EU-Programm LEADER wurde das Gebäude saniert und umgebaut – und zur heutigen „Kulturfabrik“ Lindenbergs. Der Titel gibt der vielfältigen kulturellen Nutzung der ehemaligen Hutfabrik Ausdruck. Das Gebäude beherbergt auf 500 Quadratmetern das Deutsche Hutmuseum. Dieses wurde 2014 eröffnet und gewährt Einblick in die Themenbereiche Hutherstellung, Hutmode und die Geschichte der Stadt Lindenberg als Zentrum der Hutmacherei. Daneben beherbergt das Kesselhaus ein Restaurant, in dem der alte Dampfkessel steht. Im Dachgeschoss findet sich heute ein großer Veranstaltungsraum mit mobiler Bühne – der sogenannte „Kulturboden“. Hier finden Konzerte, Lesungen, Vorträge und auch Hochzeiten statt. Auch die Tourist-Information und das Kulturbüro der Stadt sind hier untergebracht. An einem gemeinsamen, geschichtsträchtigen Ort finden heute also Bildung, Vergnügen, Freizeit, Kommunikation, Erinnerung und fachlicher Austausch eine gemeinsame Plattform. 

    Neugierig geworden? Besuchen kann man die Kulturfabrik unter der Adresse Kulturfabrik Lindenberg, Museumsplatz 1 in 88161 Lindenberg.

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    Dominik Berchtold

    Allgäuer Genussmanufaktur Leutkirch

    Die Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau ist ein Beispiel, wie man alten Gebäude einen neuen Nutzen geben kann – und dabei aber auch der Geschichte des Gebäudes treu bleiben kann.

    Die alte Brauerei in Urlau – einem Ortsteil von Leutkirch - hat eine lange und ereignisreiche Geschichte hinter sich. Erste Erwähnungen des Hauses gehen bis auf das Jahr 1751 zurück. Schon damals war das Gebäude eng verbunden mit der Landwirtschaft: Es wurde Bier gebraut, Branntwein gebrannt und Brot gebacken. 10 Jahre vor dem zweiten Weltkrieg ging es erstmal zu Ende mit dem Bierbrauen in der alten Brauerei. Dies heißt aber nicht, dass das Gebäude ab dann nicht mehr in Benutzung war. Es wurde weiter verkauft, vergrößert und wieder verkauft. Eine Zeitlang wurde dort Käse produziert und oder das Gebäude als Lager benutzt. Danach stand es leer.

    2017 dann die Frage: Was passiert mit dem Gebäude? Einer der ersten Vorschläge war, neuen günstigen Wohnraum zu schaffen. Doch aktive Bürger/innen hatten eine bessere Idee wie sie mit dem Leerstand umgehen wollen - denn die historische alte Brauerei in der Ortsmitte prägt das Ortsbild in besonderer Weise. Daraus entstand die Idee der Genussmanufaktur. Es sollte ein Ort entstehen, der Allgäuer Kunst- und Genusshandwerker ein neues Zuhause bietet sowie Landwirte einen Vermarktungsplatz gibt, ohne dafür ein ganz neues Gebäude errichten zu müssen. Diese neue Aufgabe schien für die leerstehende alte Brauerei perfekt und man konnte so den Bezug zu Regionalität wiederherstellen.
    Ein Jahr später wurde die Genossenschaft gegründet. Über 900 Bürger/innen beteiligten sich mit je 1000€ an dem Nachnutzungsprojekt. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Dividenden nicht in Geld ausgeschüttet werden, sondern in den produzierten Naturalien der Genussmanufaktur. 
    Seit September 2019 ist die Allgäuer Genussmanufaktur ein beliebtes Ausflugsziel, wo auf 1.300m2 17 Genuss- und Kunsthandwerker/innen einen Vermarktungsplatz finden. Dabei sind auch zehn Start-Ups, wie z.B. die Urlauer Genussbrauerei. Somit bietet der genutzte Leerstand nicht nur einen Platz für bereits vorhandene Unternehmen, sondern geben auch neuen und Innovativen Ideen eine Plattform und Raum.  
    Die Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau ist ein Beispiel, wie man alten Gebäuden einen neuen Nutzen geben kann – und dabei aber auch der Geschichte des Gebäudes treu bleiben kann. Zudem wurde durch das kreative und partizipative Konzept für die Region ein Mehrwert geschaffen, von dem Einheimische sowie Gäste profitieren können.

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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Die Genussmanufaktur Urlau bei Leutkirch von Außen.

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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Die Kaffeerösterei befindet sich in der Genussmanufaktur.

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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Das Logo der Allgäuer Genussmanufaktur

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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Treppenhaus der Genussmanufaktur Urlau

    Magnus-Park Füssen

    Füssen - Der Magnus-Park in Füssen ist ein prominentes Beispiel im Allgäu, wie Industriebrachen zu neuem Leben erweckt werden können. Denn Industriebrachen eröffnen für Städte und Gemeinden viele Potenziale der Standortentwicklung. Die „Mechanische Seilwarenfabrik Füssen“ wurde bereits 1861 gegründet. Direkt am Lech südlich der Altstadt gelegen, zählte sie schon damals zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Strukturen der Stadt Füssen.

    Der technische Fortschritt machte es der Seilwarenfabrik damals jedoch unmöglich, auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben, wodurch man sich nach Alternativen umsehen musste. Nach Einstellung der Produktion drohten die Hallen zu verfallen. Die Gebäude kamen in den Besitz der Füssener Textil AG, wodurch das Gelände als „Füssener Hanfwerke“ bekannt wurde. Als die Firma Insolvenz anmelden musste, übernahm im Jahr 2009 ein Privateigentümer das Areal unter dem neuen Namen „Magnus-Park“. In den letzten Jahren wurde der Bestand des Geländes mit einer Fläche von etwa 56.000 Quadratmetern gesichert, mit dem Ziel, den Hallen neuen Nutzen zuzuführen. Vor allem die Qualität der Füssener Innenstadt soll durch eine Umnutzung der Industriebrache weiter gefördert werden.

    Heute werden die renovierten Hallen mit der guten Lage an der B17 vor allem unter Künstlern, Kreativen und Existenzgründern geschätzt. Der industrielle Charme der Anlagen wurde unter Berücksichtigung des Denkmal-, Natur- und Immissionsschutzes erhalten, das ebnete den Weg für eine zukunftsfähige Entwicklung. Seit gut neun Jahren werden die ehemaligen Hanfwerke von mittlerweile rund 97 verschiedenen Gewerbetreibenden genutzt, darunter Handwerker, Schreiner, Schneider, Schmiede, Hersteller, Serviceanbieter oder auch Designer, die im Magnus-Park Büroräume, Lagerflächen oder sonstige Flächen zur gewerblichen Nutzung angemietet haben. Auch Bildungsträger wie die DAA und VHS sind vertreten.

    Die große Vielfalt von jungen Unternehmern und die starke Diversität der vertretenen Branchen machen den Magnus-Park in Füssen zu einem innovativen Zentrum und einer regionalen Ideenschmiede mit hohem Zukunftspotential.

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    Glass Immobilien GmbH

    Dampfsäg Sontheim

    Sontheim - Im Unterallgäu lässt sich heute mit der Sontheimer „Dampfsäg“ ein Industriedenkmal erleben, das sich vom bedeutenden Sägewerk zum Kultur- und Veranstaltungszentrum mit überregionaler Strahlkraft gewandelt hat. 

    Die Dampfschneidesäge wurde 1890 gegründet und war einer der wichtigsten holzverarbeitenden Betriebe im Günztal. Im Jahr 1891 wurde die Kistenmacherei erbaut. Sie produzierte Holzkisten für den Transport von Fisch und Käse. Aus der Gründerzeit stammt auch die Sägehalle, die 1917 erbaut wurde. Die 370 Quadratmeter große Sägehalle mit der freitragenden Holzkonstruktion mit Tonnengewölbe und Rundbalken sucht bis heute in Süddeutschland Ihresgleichen. 1988 schloss das Sägewerk jedoch seine Tore. Nach dem Erwerb durch Klaus und Ortrun Bilgram zwei Jahre später wurde die Halle unter Denkmalschutz gestellt. Nach aufwendiger Restauration eröffnete die Dampfsäg 1991 erneut ihre Tore – als einzigartiges Kultur- und Veranstaltungszentrum, das die verschiedensten Veranstaltungen bietet und nun bereits seit mehr als zwanzig Jahren besteht. 

    In dem Industriedenkmal können die Besucher heute Messen, Konzerte, Hochzeiten, Wochen- und Handwerkermärkte, Flohmärkte, Vorträge und Seminare erleben. Neben der Halle steht auch ein Seminarraum mit 68 Quadratmetern zur Verfügung. Auch das kreativ gestaltete Freigelände um das Gebäude beherbergt verschiedene kulturelle Formate. Mit großem Engagement wurde so ein wertvolles Industriedenkmal erhalten und gleichzeitig ein Kultur- und Veranstaltungszentrum geschaffen, das für die gesamte Region einen kulturellen Mehrwert bietet.

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    Dampfsäg Sontheim

    Gründerzentrum in Kempten: Allgäu Digital
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    Allgäu GmbH, Simon Abele

    Ein Ort mit Geschichte

    Allgäu Digital - Digitales Gründerzentrum in Kempten

    Das digitale Gründerzentrum Allgäu Digital befindet sich in Kempten auf dem Areal der ehemaligen Spinnerei und Weberei. Hier finden digitale Startups, Unternehmen und Zukunftsgestalter:innen den perfekten Ort, um gemeinsam digitale Innovation zu schaffen. Es ist ein besonderer Ort mit Geschichte und dem modernen und kreativen Flair eines einzigartigen Industriedenkmals.

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    Eventfläche Allgäu Digital
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    Allgäu GmbH, Tobias Hertle

    Gewerbeflächen und Freiräume im Allgäu

    Neue Ideen für Gewerbeflächen und -immobilienentwicklung. Unsere Arbeitswelten sind im Wandel. Neue Konzepte für Gewerbeflächen und -immobilien lassen sich nicht nur in...

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    Information
    Betonbau von oben. Gewerbeflächen im Allgäu sind gesucht.
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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Gewerbeflächen-Datenbank Allgäu

    Ein nachhaltiges und innovatives Gewerbeflächenmanagement ist heute ein wichtiges Instrument für jeden Standort. Die Gewerbeflächendatenbank ist ein Wegweiser zu...

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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

    Raum öffnen: Werkstattformate im Allgäu

    Auch in der Gestaltung von Weiterbildung können transformierte Gewerberäume eine Rolle spielen - nämlich dann, wenn es sich um eine Transformation hin zu...

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    Carola Linder

    Raum testen: Pop-Up-Konzepte im Allgäu

    Um aktiv gegen innerörtliche Leerstände vorzugehen, ist das Konzept aus den Großstädten auch im Allgäu angekommen. Kurzzeit-Läden, Pop-up-Stores oder auch “Showrooms” -...

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    Eventfläche Allgäu Digital
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    Allgäu GmbH, Philip Herzhoff

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    Carola Linder

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