Raum öffnen: Werkstattformate im Allgäu
Auch in der Gestaltung von Weiterbildung können transformierte Gewerberäume eine Rolle spielen - nämlich dann, wenn es sich um eine Transformation hin zu Werkstatt-Formaten handelt.
Auch in der Gestaltung von Weiterbildung können transformierte Gewerberäume eine Rolle spielen - nämlich dann, wenn es sich um eine Transformation hin zu Werkstatt-Formaten handelt.
Diese Form der Raumnutzung bedient den wiederkehrenden Trend des Selbermachens, dem "Do-it-yourself-Ansatz". Innerorts leer stehende Räume werden ursprünglich aus einem Nachhaltigkeitsgedanken wieder belebt und immer mehr zu offenen Begegnungsräumen mit Werstatt-Charakter. In ihnen werden eigene Projekte verfolgt, mit gemeinsamen Formaten experimentiert oder auch Neue Technologien kennengelernt. Auch die sogenannten "FabLabs" entsprechen dieser Entwicklung: Sie sind zukunftsorientierte Werkstätten, die Themen der Digitalisierung und der Hochtechnologie mit einfachen Mitteln erlebbar machen und Interessierten alle Informationen vermitteln möchten.
Marktoberdorf - Wo einst Traktoren repariert wurden, findet sich heute in Marktoberdorf ein kultureller Begegnungsraum: Die Landtechnik Singer-Werkstatt im Zentrum von Marktoberdorf war von 1948 bis 2010 eine Werkstatt für Traktoren. Die drei Geschwister der Familie Singer machten daraus im Jahr 2013 die Atelier Werkstatt, eine junge, kreative Plattform für verschiedenste temporäre Veranstaltungen und Aktivitäten –vor allem auch für Veranstaltungen mit Werkstatt-Charakter.
Das Atelier (wie das französische Wort für Werkstatt lautet) soll kultureller, sozialer und kreativer Begegnungsraum für alle Zielgruppen und alle Altersklassen in Marktoberdorf sein. Der rohe Charakter des Raumes mit zahlreichen hohen Fenstern und riesigen Werkstatttoren schafft hier eine besondere Atmosphäre. Der 160 Quadratmeter große Werkstattraum bietet für verschiedenste Veranstaltungen eine Bühne. Sie werden von den Geschwistern ehrenamtlich organisiert.
Wichtig ist ihnen der Ansatz, mit ihren Veranstaltungen wie Workshops, Ausstellungen oder Gesprächen Teilnehmern eine Plattform zu bieten um etwas auszuprobieren, seine Ideen zu präsentieren und ins Gespräch miteinander zu kommen. Die Workshops „Offene Werkstatt“ sind ein Angebot vor allem für die jüngere Generation. Im Jahr 2018 wurde beispielsweise mit einem Team aus jungen Architekten und Produktdesignern und in Kooperation mit dem Künstlerhaus Marktoberdorf ein Stuhlbau-Workshop für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren angeboten. Auch das Format „Offene Werkstatt digital“ lässt Kinder und Jugendliche aktiv erleben und mitmachen: Gemeinsam mit der Agentur kuhbuckelstudios werden jährlich kleine Workshops zu 3D-Druck und Modellieren, digitaler Spieleentwicklung sowie Programmieren umgesetzt.
Weitere Veranstaltungen sind Werkstattgespräche, Flohmärkte und Ausstellungen oder Veranstaltungen wie „Frühstück im Hof“ oder das jährliche „Grosse Essen“. Sie zeugen von der Kreativität der Veranstalter. Das Atelier beherbergt etwa zwei bis fünf große Veranstaltungen im Jahr. Die Stadt Marktoberdorf veranstaltete zudem im Rahmen der Allgäuer Literaturtage 2017 und 2018 Lesungen in dem Raum. So wurde aus dem ehemals großen Leerstand im Zentrum der Stadt ein interessanter offener Kreativraum, der unterschiedliche Menschen in der alten Gewerbehalle zusammenbringt - und vor allem den Begriff der Werkstatt neu interpretiert und belebt.
Lampe in der Atelier Werkstatt Marktoberdorf
Leutkirch im Allgäu - Auf dem 5.500 Quadratmeter großen ehemaligen Telekom-Areal ist die Zukunft eingezogen: Hier gründeten die Kommunikationsagenturen inallermunde und Kodiak, das „digitale Zukunftszentrum Allgäu-Oberschwaben“. Dazu gehören, neben dem „Virtual Reality Holodeck“, auch modern eingerichtete Coworking-Arbeitsplätze. Die Atmosphäre ist einmalig – auch wenn man auf den ersten Blick dem Gebäude einen solchen innovativen Inhalt nicht zutraut. Doch wer hinter die Kulissen schaut, wird mitgerissen vom visionären Spirit, der in jeder Ecke des Zukunftszentrums steckt.
Wer sich für das Coworking im Zukunftszentrum interessiert, kann sich ganz flexibel zwischen vier verschiedenen Modellen, von der Tageskarte bis hin zum Long-Stay-Ticket ab 4 Monaten, im Zukunftszentrum einbuchen. Dafür erhält man mit dem Basisangebot u. a. einen möblierten Workspace, WLAN und ein Schließfach im Schrank. Wer sich länger als vier Monate für das Zukunftszentrum entscheidet, erhält auch einen Briefkasten, darf den Konferenzraum und vor allem die Digitale Zukunftswerkstatt nutzen – und das rund um die Uhr.
Auch verkehrstechnisch ist das Zukunftszentrum bestens angeschlossen. Genügend Parkplätze, die Autobahnzufahrt zur A96 und Gastronomie sind durch kurze Wegen erreichbar. Wer nach einem intensiven Arbeitstag eine Pause braucht, kann sich auf der hauseigenen Terrasse entspannen.
Kaufbeuren – Im ehemaligen Sparkassengebäude in der Kaufbeurer Innenstadt findet man heute ein offenes Zentrum für digitale Wissensbildung und Innovationen mit modernster Technik. Das sogenannte „BayernLab“ Kaufbeuren zählt zu einem von insgesamt 13 geplanten BayernLab-Standorten in ganz Bayern. Sie sind eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat.
„Anschauen – Anfassen – Ausprobieren“ so lautet das Motto des BayernLab Kaufbeuren. Hier soll nicht nur still auf dem Platz gesessen und zugehört werden – ganz im Gegenteil: Die Besucher/innen sollen selbst probieren, erforschen und hautnah erleben, welche Möglichkeiten die digitale Entwicklung bereits schon heute bietet. Das Angebot ist dabei kostenfrei und für jedermann offen – das Konzept hat vor allem Bürgerinnen und Bürger im Blick, die sich gerne rund um das Thema AR, VR, 3D-Druck oder Smart Home informieren möchten.
Auf einer Gesamtfläche von rund 340 m² werden in verschiedenen Stationen Themen und Trends rund um die fortschreitende Digitalisierung interessant und spielerisch für Jung und Alt aufbereitet. Multikopter fliegen, den Fünfknopfturm oder Neuschwanstein in 3D nachdrucken oder die Topographie der Allgäuer Alpen mit kinetischem Sand nachformen – die Möglichkeiten sind zahlreich. Das Thema SmartHome wird ebenso aufgegriffen. Auch über digitale Behördengänge, Geodaten und BayernWLAN kann man sich informieren.
Aber nicht nur als öffentlich zugängliche Mitmach-Werkstatt für Jedermann sondern auch für Workshops, Vorträge, Veranstaltungen oder Meetings rund um das Thema Digitalisierung können die Räumlichkeiten genutzt werden. Die fortschreitende Digitalisierung anschauen, ausprobieren, anfassen und für den Bürger erlebbarer machen ist das Ziel des BayernLab. Interessierte können sich also beim Besuch live und herstellerunabhängig über Einsatzmöglichkeiten informieren und sich zu Abendvorträgen anmelden. Dabei wird manche Hemmschwelle überschritten und auch Berührungsängste abgebaut.