Allgäu Tag: Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die Arbeitswelt. Ein Blick in die Zukunft mit Zukunftsforscher Tristan Horx. Die Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz diskutieren Praktiker und Forscher.
Zum traditionellen Allgäu Tag im Rahmen der Allgäuer Festwoche, der diesmal „Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die Arbeitswelt“ beleuchtet, begrüßt Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Allgäu GmbH Thomas Kiechle rund 350 Gäste. Dass der Einladung so viele gefolgt sind, zeugt von der guten Zusammenarbeit aller im Allgäu, welche von großem Vertrauen geprägt ist. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Allgäu ohne unsere enge Zusammenarbeit deutlich schlechter dastehenden würde“, meint Kiechle und betont den Anspruch, das Allgäu zur nachhaltigsten Region in Deutschland zu machen. Dazu gehöre unter anderem der gute Austausch und Einrichtungen wie das Gründerzentrum Allgäu Digital oder die Hochschule Kempten mit ihren Technologietransferzentren, welche Impulse für die Veränderung geben, gerade in Hinblick auf den Einsatz von KI, die teils Ängste und Sorgen hervorrufen. Aber sie geschehen und deswegen müsse man mitgestalten. Wie, das diskutieren Matthias Brack, Unternehmensinhaber bei Brack Wintergarten GmbH & Co. KG, Prof. Dr. Robert Keller, Forschungsprofessor an der Hochschule Kempten und Zukunftsforscher Tristan Horx.
Epochenwandel: Vom Steinzeitalter ins digitale Zeitalter
Die Einführung ins Thema schafft der 31-jährige Horx: In einem Abriss über die Epochen und die Entwicklung der Menschen und ihrer Arbeitswelten gelingt es ihm, den Epochenwandel, in dem sich die Menschheit heute befindet, zu beschreiben. Vom Industriezeitalter in die Knowledge-Society, vom Trend zum Gegentrend und davon, dass es den Menschen stets gelang, die nächste, positive Epoche zu erreichen. „Individualisiert sind wir genug. Wie finden wir wieder zusammen?“, lautet heute eine gesellschaftliche Frage. Und die gelingt ganz ohne KI, in einem Netzwerk wie der Allgäu-Tag.
KI im Allgäu: Erfolgsstories und Innovationen.
Wie im Handwerk KI bereits sinnvoll eingesetzt wird, erzählt die Erfolgsgeschichte der Brack Wintergarten GmbH & Co. KG aus Altusried. Matthias Brack hat für sein Unternehmen eine eigene KI für Kundengewinnung entwickeln lassen. Auch die Standard-Büroarbeit, wie die Beantwortung von Emails oder das Auslesen von Preislisten übernehme die KI. „So bleibt uns mehr Zeit für die eigentliche Handwerksarbeit als Schreiner“, sagt Brack. „KI hilft, Kunden richtig bedienen zu können und sich aufs Handwerk zu konzentrieren. Das ist unser Wettbewerbsvorteil.“ Brack appelliert an seine Kollegen, die Chancen zu nutzen.
Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz.
So sieht es auch Prof. Dr. Robert Keller, Forschungsprofessor an der Hochschule Kempten. Anstatt Angst vor KI zu haben, sollten sich die Menschen auf die zahlreichen Möglichkeiten konzentrieren, wie sie unterstützen und entlasten kann. KI kann Routineaufgaben automatisieren, komplexe Datenanalysen durchführen und wertvolle Einblicke liefern, die sonst vielleicht übersehen werden. Indem KI als Werkzeug betrachtet wird, das menschliche Fähigkeiten ergänzt, können die Vorteile voll ausgeschöpft werden. Ob Aufbereitung von Informationen für den Gast, Besucherlenkung oder Zimmerreinigung: es bleibt mehr Zeit für den persönlichen Kontakt mit dem Gast.
Künstliche Intelligenz kann kein echtes Erlebnis erzeugen.
Obwohl KI in der Lage ist, beeindruckende Simulationen und virtuelle Umgebungen zu schaffen, kann sie keine echten, menschlichen Erlebnisse und Emotionen wiedergeben. Ein authentisches Erlebnis, das Emotionen beinhaltet, bleibt eine Segment des menschlichen Erlebens. Diese Unterscheidung ist wichtig um zu verstehen, wie und wo KI eingesetzt werden sollte, um echten Mehrwert zu schaffen, ohne den menschlichen Aspekt zu verlieren. Insofern wird die Dienstleistung am Menschen wie im Tourismus oder medizinischen Bereich noch wichtiger. „Wenn Roboter bessere Roboter werden, müssen Menschen humanere Menschen werden“, fordert Zukunftsforscher Tristan Horx.
Künstliche Intelligenz kann kein Netzwerken übernehmen.
Während KI in vielen Bereichen nützlich ist, fehlt ihr die Fähigkeit, menschliche Beziehungen und Netzwerke effektiv zu managen und aufzubauen. Der zwischenmenschliche Kontakt, das Verständnis von nonverbalen Hinweisen und das Einfühlungsvermögen, die für erfolgreiches Netzwerken entscheidend sind, können von einer KI nicht vollständig ersetzt werden. Menschen müssen diese einzigartige Fähigkeit ausbauen und pflegen. „Zukunft entsteht, wenn Beziehungen gelingen“, kommentiert Horx.
Digitalisierung unterstützt, aber ersetzt nicht den Menschen.
„Die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die Arbeitswelt können wir selbst mitgestalten: Die Digitalisierung unterstützt uns Menschen, sie ersetzt uns nicht. Das haben Tristan Horx, Matthias Brack und Prof. Dr. Keller eindrücklich gezeigt“, sagt Christian Gabler, Leiter der Marke Allgäu und Organisator des Allgäu-Tages. Dass der traditionelle Allgäu-Tag vom persönliche Austausch lebt, zeigen die Diskussionen im Anschluss des öffentlichen Teils.
Passend zum Thema ist auch die musikalische Begleitung: Eine KI generierte individuelle Musik für jeden Redner. Die Organisatoren fragten jeweils nach der Lieblingsmusik der drei Redner und auf Grundlage des Markensounds wurde die Musik individuell komponiert. Mal war sie jazzig, mal nahm sie Filmmusik oder wie bei Oberbürgermeister Kiechle, ein Flügelhorn mit auf.
Foto:
v.l. Tristan Horx (Zukunftsforscher), Stefan Egenter (Geschäftsführer Allgäu GmbH), Hannah Krahn (Poetry-Slam), Prof. Dr. Robert Keller (Hochschule Kempten), Bernhard Lingg (Moderator), Matthias Brack (Brack Wintergarten), Oberbürgermeister Thomas Kiechle (Aufsichtsratsvorsitzender Allgäu GmbH), Klaus Fischer (Geschäftsführer)