Vier Hände halten sich gegenseitig an den Handgelenken, sodass ein Kreis entsteht
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Allgäu GmbH, Susanne Baade

Wie Inklusion für Arbeitgeber zum Wettbewerbsvorteil wird

Inklusion bedeutet ein gemeinsames System, das alle Menschen selbstverständlich einschließt. Unterschiede werden dabei als normal und als Bereicherung betrachtet. Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe und Partizipation aller Menschen in ihrer Verschiedenheit an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

    Die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist für Unternehmen nicht nur eine Bereicherung, sondern auch eine wirtschaftliche Chance, da sie Zugang zu einem neuen, qualifizierten Bewerberpool eröffnet und zahlreiche Vorteile bietet. Oftmals zeigen inkludierte Mitarbeiter eine hohe Loyalität und eine starke Bindung zum Unternehmen, was die Mitarbeiterfluktuation senkt. Darüber hinaus stärken inklusive Unternehmen ihre Arbeitgeberattraktivität, indem sie ein positives Signal senden und ihr Image in der Öffentlichkeit sowie bei potenziellen Bewerbern verbessern. Zusätzlich zu diesen personellen Vorteilen gibt es attraktive wirtschaftliche Anreize und Entlastungen für Arbeitgeber, die Mitarbeiter mit Behinderung einstellen. Dazu gehören geringere Personalkosten durch Lohnkostenzuschüsse und finanzielle Unterstützung für Assistenzleistungen.

     

    Welche Art von Vorbereitungen stehen an?

    Die erfolgreiche Einführung von Inklusion im Unternehmen ist untrennbar mit notwendigen Veränderungen verbunden, deren Gelingen eine offene und klare Kommunikation voraussetzt. Die Benennung fester Ansprechpartner erleichtert es der Belegschaft, sich in vertraulichen Gesprächen tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzen und so Offenheit und Verständnis zu fördern. Im Kontext der Barrierefreiheit ist die verbreitete Sorge vor hohen Investitionen und Bauarbeiten zu adressieren. Jedoch können hier staatliche Förderungen genutzt werden. Des Weiteren ist nicht immer der höchste Standard notwendig. Integrationsämter oder vergleichbare Stellen bieten konkrete Unterstützung bei der Prüfung der Arbeitsplätze und helfen festzustellen, welche Maßnahmen für den Anfang Priorität haben. Für die Einarbeitung und Integration neuer Mitarbeiter:innen mit Behinderung ist ein individueller, maßgeschneiderter Einarbeitungsplan ratsam. Dieser ermöglicht einen langsameren Start, definiert Zuständigkeiten klar und sieht regelmäßige Feedbackgespräche vor, um den Einarbeitungsprozess optimal zu begleiten.

     

    Chancen zur Förderung und Unterstützung

    Verschiedene Stellen bieten Unterstützung für Unternehmen, die Menschen mit Behinderung einstellen möchten.

    • Integrationsfachdienste: Sie unterstützen bei der passgenauen Vermittlung (Matching), der Vorbereitung und Einarbeitung sowie der Begleitung im Arbeitsleben (Coaching, Konfliktklärung).
    • Agentur für Arbeit/Jobcenter: Sie bieten Personalvermittlung, Förderberatung zu finanziellen Möglichkeiten und Unterstützung bei Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.
    • Integrationsämter: Sie gewähren Hilfen bei der Arbeitsplatzausstattung (technische Hilfen, Anpassungen) und bieten begleitende Hilfen während des Arbeitslebens.
    • Sozialverbände und Netzwerke vor Ort: Dazu zählen die Lebenshilfe, Caritas, Diakonie, VdK und kommunale Behindertenbeauftragte. Sie sind lokale Ansprechpartner und ermöglichen Kooperationen wie Praktika, Hospitationen und Modellprojekte.

    Arbeitgeber profitieren von vielfältigen Fördermöglichkeiten. Dazu zählt die finanzielle Unterstützung bei Lohnkosten, beispielsweise durch Eingliederungszuschüsse der Agentur für Arbeit, die bis zu 70 % der Lohnkosten für mehrere Monate abdecken können. Speziell für Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf gibt es das Budget für Arbeit oder das Budget für Ausbildung, das sich besonders im Hotel-, Gastronomie- und Tourismusbereich bewährt hat. Darüber hinaus unterstützt das Integrationsamt Arbeitgeber mit Zuschüssen für die Gestaltung und Anpassung von Arbeitsplätzen. Dies umfasst bauliche Maßnahmen, die Anschaffung technischer Hilfsmittel sowie barrierefreie Anpassungen. Eine weitere Entlastung im Arbeitsalltag bietet die Förderung von Arbeitsassistenz für Mitarbeitende bei spezifischen, z. B. schweren körperlichen, Tätigkeiten. Um potenzielle Mitarbeitende kennenzulernen, können Arbeitgeber geförderte Praktika und Probebeschäftigungen in kostenfreien Erprobungsphasen nutzen. Schließlich können Unternehmen, die schwerbehinderte Menschen beschäftigen, die Ausgleichsabgabe verringern oder ganz einsparen.

     

    Keypoints für eine erfolgreiche Inklusion

    • Motivation und Strategie klärenInklusion sollte aus Überzeugung geschehen und als strategische Entscheidung betrachtet werden, nicht als Pflicht. Unternehmen müssen klären, was sie antreibt (z. B. Fachkräftemangel, Werte, Team-Vielfalt) und welche Chancen sich daraus ergeben, um Inklusion fest im Unternehmensfundament zu verankern.
    • Realistische Einstiege finden: Um Vorbehalte abzubauen und risikofreies Kennenlernen zu ermöglichen, empfiehlt es sich, mit überschaubaren Formaten zu beginnen. Dazu zählen Kurzpraktika, Hospitationen, bezahlte Erprobungsphasen oder zeitlich begrenzte Tätigkeiten.
    • Passende Aufgaben definierenDer Fokus liegt auf der Stärkenorientierung: Die Tätigkeit muss optimal zu den Fähigkeiten der Person passen. Das bedeutet, Aufgaben klar zu strukturieren, Arbeitsplätze auf ihre Eignung zu prüfen und gegebenenfalls alternative Tätigkeiten oder neue Rollenzuschnitte zu schaffen. Grundsatz ist, dass sich die Stelle der Person anpasst.
    • Unterstützungsstrukturen aktiv nutzen: Unternehmen sind in diesem Prozess nicht allein, sondern profitieren von einem Netzwerk an externer Fachexpertise. Wichtige Anlaufstellen sind die Integrationsfachdienste (IFD) für Beratung und Jobcoaching, die Agentur für Arbeit für Zuschüsse und Vermittlung sowie die Integrationsämter für Ausstattungsförderung und Assistenz. Inklusion ist eine Gemeinschaftsleistung.
    • Das Team einbeziehenDer Erfolg hängt maßgeblich von der Einbeziehung des bestehenden Teams ab. Mitarbeitende müssen frühzeitig informiert werden, um Raum für offene Fragen zu schaffen, die Aufgabenverteilung zu klären und das Team aktiv in den Prozess zu integrieren. Regelmäßige Feedbackgespräche und die Sichtbarmachung von Erfolgen sind hierbei wichtig.
    • Barrieren pragmatisch reduzierenZiel ist es, Barrieren im Arbeitsalltag schnell und wirksam abzubauen, ohne Perfektion anzustreben. Einfache Maßnahmen wie klare Arbeitsanweisungen, einfache Sprache, visuelle Hilfen oder flexible Anpassungen im Arbeitsalltag führen oft zu einer großen Wirkung.
    • Menschen wertschätzend ansprechen: Eine einladende Kommunikation signalisiert aktiv, dass Bewerber:innen mit Behinderung willkommen sind. Botschaften wie die Zusage von Unterstützung bei der Einarbeitung oder das gemeinsame Finden passender Lösungen machen die Ansprache niedrigschwelliger und erleichtern Bewerbungen.
    Porträt von Stefan Burkhardt, Beratung und Begleitung Sozialer Arbeit
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    Fotoatelier Jochen Nies

    Stefan Burkhardt

    Beratung und Begleitung Sozialer Arbeit

    Im HR Wissenssnack #15 erläuterte der Berater und Begleiter in der Sozialen Arbeit, was für Chancen Inklusion einem Unternehmen bieten kann und wie diese zu einem Wettbewerbsvorteil führen können.

    Mehr über Stefan Burkhardt erfahren Sie hier.

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    Allgäu GmbH, Philipp Herzhoff

    Kommende und vergangene Veranstaltungen

    HR Wissenssnack

    Wir laden zu einem kurzweiligen Online-Format ein, bei dem sich Personalverantwortliche aus dem Allgäu zu aktuellen Herausforderungen informieren können und der Austausch zu Trends im Personalmanagement gefördert wird.

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