Ein Himmel voller Geigen: Klassik-Festivals vor Neuschwanstein-Kulisse

13.02.2023

Märchenkönig und Richard-Wagner-Fan Ludwig II. hätte seine wahre Freude gehabt: 2023 ist Füssen im Allgäu Schauplatz von einem neuen und damit insgesamt drei hochkarätigen Klassik-Veranstaltungen – und das kommt nicht von ungefähr.

Einst war die Stadt am grünen Wildfluss Lech als Wiege des europäisches Lauten- und Geigenbaus fast so berühmt wie die italienische Geigenbaumetropole Cremona. Noch heute gibt es in Füssen und Umgebung einige Werkstätten, die die Tradition pflegen. Das Kammermusikfestival vielsaitig huldigt alljährlich im September dem Handwerk mit Konzerten, Workshops und Meisterkursen. Ende desselben Monats finden 2023 außerdem zum zweiten Mal die Musikfestspiele Königswinkel mit verschiedenen Konzert- und Opernaufführungen statt. Bereits im Juni haben die Füssener Festtage Alter Musik Premiere.

Lebendige Tradition in der einstigen Lautenbau-Metropole
Dank dem Holz aus umliegenden Bergwäldern, der alten Via Claudia Augusta als Handelsverbindung und dem Transportweg Lech war Füssens Aufstieg zum Lauten- und später Geigenbauzentrum kaum verwunderlich. Die Sammlung im Museum der Stadt Füssen gilt als eine der bedeutendsten in ganz Deutschland, der Lautenmacherbrunnen am Brotmarkt erinnert an die einst starke Lautenmacherzunft, die 1562 gegründet wurde. Im 19. Jahrhundert folgte der Einbruch – für fast 100 Jahre fiel das Geigenbauerhandwerk in einen Dornröschenschlaf. Mittlerweile haben sich wieder fünf Geigen- und ein Zupfinstrumentenbauer in und um Füssen angesiedelt, darunter Pierre Chaubert und Sohn Eric. Seit 2012 pflegt die Stadt zudem eine Kulturpartnerschaft mit der italienischen Geigenbaumetropole Cremona, Heimat von Branchengrößen wie Amati und Stradivari.

1. Füssener Festtage Alter Musik
Die „1. Füssener Festtage Alter Musik“ von 7. bis 11. Juni 2023 bereichern das kulturelle Leben der Lechstadt um eine weitere Facette: Dabei zeigt das umfangreiche Repertoire der Konzerte vom Spätmittelalter bis in die Barockzeit das reiche kompositorische Erbe Füssens und die daraus entstandenen Verbindungen nach ganz Europa. Zur Aufführung kommen musikalische Schätze der berühmten Hofkapelle des deutschen Kaisers Maximilian I. aus dem 15./16. Jahnhundert ebenso wie weitere Werke aus Gotik, Renaissance und Barock. Anlässlich des 250. Todestages des Füssener Orgelbauers Andreas Jäger erklingen außerdem alle von ihm für die Füssener Kirchen gebauten Orgeln. Den würdigen Rahmen bieten die barocke Klosterkirche St. Mang, der prächtige Kaisersaal im einstigen Benediktinerkloster St. Mang sowie weitere historische Orte in der Füssener Altstadt. Mitwirkende sind unter anderem CANTVS München, Concerto dei venti, die Geigenbande und die Dekanatsmusikerin Helene von Rechenberg. Das Programm wird ergänzt um Vorträge von Dozenten aus ganz Deutschland.
www.fuessener-festtage-alter-musik.de

Neue künstlerische Leitung für das Festival „vielsaitig“
Mit ihrem historischen Erbe als Wiege des europäischen Lautenbaus und bedeutendes Geigenbauzentrum erlangte Füssen europaweite Bedeutung in der Musikgeschichte. Das alljährliche Festival „vielsaitig“ huldigt der Handwerkstradition 2023 zum nunmehr 21. Mal. Von 30. August bis 9. September heißt es unter der neuen, künstlerischen Leitung von Julian Steckel „con brio – mit Seele und Feuer“. Das Motto beschreibt zugleich den charismatischen Cellisten und Klassik-Echo-Preisträger Steckel, dessen müheloses Spiel keine technischen Grenzen zu kennen scheint. Die daraus resultierende Energie erleben Besucher bei Konzerten, Workshops und Meisterkursen mit Steckel selbst sowie den Gästen, die er eingeladen hat. Darunter befindet sich zum Beispiel sein Kollege Christian Poltéra mit zwei kostbaren Instrumenten aus Cremona, darunter der berühmte „Mara“ von Antonio Stradivari. Sergey Malov hingegen wird mit einer ganzen Geigenfamilie anreisen und diese bei Stücken von Barockmusik bis Jazz zum Klingen bringen. Für die Fachwelt gibt es zudem den „Treffpunkt Geigenbau“, bei dem die Geigenbauer aus Stadt und Region ihre Instrumente präsentieren. www.festival-vielsaitig.fuessen.de

Hommage an Richard Wagner und König Ludwig II.
Mit den „Musikfestspielen Königswinkel“ 2023 dürfen sich Klassikfreunde nach einem Jahr Pandemiepause nun auf die zweite Ausgabe der Wagner-Hommage in Sichtweite von Schloss Neuschwanstein freuen: Nach der hochgelobten „Tristan und Isolde“-Aufführung 2021 kommt vom 28. September bis 3. Oktober 2023 erneut eine weitere Oper des engen Vertrauten von Märchenkönig Ludwig II. auf die Bühne. „Der fliegende Holländer“ wurde 1843 uraufgeführt und fußt auf der Sage des niederländischen Kapitäns Bernhard Fokke, der verdammt war, mit seinem Geisterschiff über die Weltmeere zu kreuzen und nur alle sieben Jahre an Land gehen zu können. Erst die Liebe einer Frau würde seine Mannschaft und ihn vom Fluch erlösen. Das Werk in drei Aufzügen wird häufig als Wagners Durchbruch zum eigenen Stil angesehen. Die Opera Sofia führt das Werk an zwei Abenden mit international bekannten Sängern im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen auf – ebenso unter der Leitung von Dirigent Lothar Zagrosek wie ein großes Festkonzert. Unter dem Motto „Große Musik von großen Meistern an großen Orten“ sind die Wieskirche und andere prachtvollen Barockkirchen der Region weitere Schauplätze von hochkarätig besetzten Kammer- und Chorkonzerten. www.musikfestspiele-koenigswinkel.de

Foto-Downloads:
Füssener Festtage Alter Musik: Orgel von Andreas Jäger in der kath. Stadtpfarrkirche St. Mang (JPG, 2.3 MB). Bildnachweis: Helene von Rechenberg
Füssener Festtage Alter Musik: Der barocke Kaisersaal im Kloster St. Mang ist einer der Veranstaltungsorte (JPG, 5.9 MB). Bildnachweis: Füssen Tourismus und Marketing_Andreas Hub
Festival vielsaitig: Der neue künstlerische Leiter Julian Steckel (JPG, 1.7 MB). Bildnachweis: Marco Borggreve
Musikfestspiele Königswinkel: Festspielhaus Neuschwanstein im Forggensee (JPG, 5.3 MB) Bildnachweis: Festspielhaus Management GmbH
Musikfestspiele Königswinkel: Szene aus der Opernproduktion „Der Fliegende Holländer“ der Opera Sofia (JPG, 4.6 MB). Bildnachweis: Opera Sofia

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