Im Leben geht's oft auf und ab. Perfekt!

Ist das Allgäu cool? Wenn das jemand weiß, dann ist das Dirk Scheumann. Der Gründer der Schneestern GmbH gestaltet Actionsport Parks für Wintersportler, Skater und Mountainbiker. Das Highlight seiner Karriere: der Bau der Anlagen für Big Air (mit großer Absprungrampe) und Slopestyle (ein Hindernisparcours) der Olympischen Spiele in Korea und China. Eindeutig cool. So, wie das Allgäu?

Bei dieser Frage muss der gelernte Zimmermann und Bautechniker kurz nachdenken. Dafür geht der Freestyle-Sportler zurück zu seinen Anfängen. „Mit zwölf Jahren zog ich mit meinen Eltern hierher und hatte ein ganz falsches Bild von der Region.“ Seine drei wichtigsten Erkenntnisse: Im Allgäu stehen nicht überall Kühe. Nicht jeder kann melken. Nicht jeder lebt auf einem Bauernhof.

Stattdessen trifft Scheumann in Kempten auf Kultur und Cafés. Auf Kulinarik und innovative Menschen. Und in den Bergen? Auf lässige Sportler! Sein Fazit: „Das Allgäu bietet eine hohe Lebensqualität für aktive Genussmenschen.“ Die Gegensätze seien groß: urban treffe auf ländlich, Flachland auf Gebirge. „Es ist hier schon eher beschaulich. Ruhig. Nicht so quirlig wie in einer Großstadt. Aber absolut lebenswert. Und das ist gut.“

Gut, aber nicht cool, oder wie? „Für mich als Sportler ist das Allgäu Action“, beschreibt Scheumann das Lebensgefühl. „Ein Ort mit viel Freiraum trifft es besser.“ Die Seen zum Surfen, die Berge zum Freeriden und die Trails zum Mountainbiken seien das reinste Paradies. „Wer hier etwas bewegen will, kann sich von Land und Leuten inspirieren lassen, um Probleme anzugehen oder persönliche Konflikte zu lösen, zieht der Unternehmer aus seiner eigenen Geschichte Bilanz.

Sein Konflikt: die Polizei. „Als ich mit meinem Longboard von Eschach Richtung Kempten hinuntergefahren bin, haben die mich zweimal aufgegriffen. Was ich hier täte…“. Aus diesem Konflikt formt er zwei Ziele im Leben: 1. Den Action-Sport gesellschaftlich zu verankern und 2. die Infrastruktur dafür zu schaffen. Ein Herzensprojekt, das Früchte trägt.

„Als ich hier angefangen habe, war das Designen von Actionsport Parks und das Thema im Allgemeinen noch nicht wirklich angekommen. Damals dachten die Kunden, wir sind mit einem T-Shirt und einer Bratwurst zufrieden.“ Heute stimmen Lohn und Image. Mit 130 Mitarbeitern auf der Gehaltsliste und knapp 80 Vollzeitstellen. Unter Scheumanns Label gestalten Landschaftsarchitekten und Bauplaner weltweit Parks, Pisten und Plätze – und machen die Welt damit ein bisschen lässiger.

Seine Mitarbeiter gehören zu einer Gruppe, die sich im Allgäu genauso wohlfühlt, wie traditionelle Menschen: Kreative Köpfe, die weiterdenken und Neues schaffen wollen. „Die brauchen aber schon einen etwas längeren Atem, wenn sie ihre Projekte auch im Allgäu umsetzen möchten.“ Der Knackpunkt: Der Allgäuer schützt, was ihm heilig ist. Dieser Gedanke bringt den Unternehmer zurück zur Eingangsfrage. „Es ist frisch“, sagt er. Und wenn man dort Menschen wie Dirk Scheumann begegnet, ist es eben doch ein bisschen cool.